Was ist das und wo kommt das her – tiefes Bewusstsein?

Hindernisse auf dem Yogaweg, Teil 1: Verkrustungen

Lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen, aber mir fiel einfach nichts richtig Gutes ein. Dabei ist es im Yoga wie im Leben: Das tägliche Üben (= das tägliche Leben) erzählt so viele Geschichten über uns und unsere Sorgen, Wünsche und Bedürfnisse, dass man gar nicht viele Schritte gehen muss, um wieder einen kleinen, richtungsweisenden Kieselstein auf dem Weg des Yoga (= des Lebens) zu entdecken, man muss nur genau hinschauen. Doch wie so oft, liegt der Teufel im Detail und eben das genaue Hinschauen birgt schon allein drei verschiedene Möglichkeiten des Handelns. Diese heißen in der Yogalehre tamas (Trägheit), rajas (Aktivität) und sattva (Reinheit). Zusammen sind das die gunas, die drei materiellen Eigenschaften, die in unserem Leben in uns und durch uns wirken. Während nun also der Yoga Aspirant auf seinem Yogapfad dahinschreitet (= der Mensch auf seinem Lebensweg) kann er „tamasig“ handeln, er schaut dann gar nicht erst hin, meint vielleicht sogar, dass da gar kein Kieselstein für ihn liegt. Er nimmt also die Möglichkeiten, die sich ihm bieten, gar nicht wahr und denkt sich „das hat doch alles keinen Sinn“ oder „das ist ja sowieso nichts für mich“. So kann der Aspirant aber auch „rajasig“ handeln, er sucht schon nach einem Kieselstein auf dem Weg und schnappt sich gleich den schönen, glatten, runden Stein, und ist stolz auf seinen Fund. In diesem Fall sieht er schon die Möglichkeiten und bemüht sich um einen Schritt auf diesem Weg, aber dieser Schritt ist leicht und angenehm und in gewisser Weise ein Treten auf der Stelle, denn dieser Stein berührt den Aspiranten nicht in seinem innersten Wesen, er schmeichelt in der Hand und man kann sich vor anderen damit brüsten. Nun bleibt noch eine letzte Möglichkeit: Der Stein, der nicht schön und leicht ist und den man gar nicht aufheben würde, wenn da nicht doch etwas wäre, das den Aspiranten dazu bewegt, diesen steinigsten der Kieselsteine zu greifen. Das ist das „sattvige“ Handeln, das dann wirkt, das reine Handeln aus einem tiefen Bewusstsein heraus, dass es eine Wahrheit gibt, die in den Möglichkeiten dieses Steines liegt, die mehr ist als nur die Summe der jetzt und hier greifbaren Bestandteile. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wo kommt dieses Bewusstsein her und wie kann es wirken?

In den Patanjali Yoga Sutras heißt es über die gunas in Sutra II.15 guna-vritti-virodha, die materiellen Eigenschaften befinden sich in einem andauernd bewegten Widerstreit. So auch in uns. Niemand handelt nur tamasig und sieht in nichts einen Sinn, aber jeder von uns hat immer wieder solche Gedanken. Niemand will sich ständig mit seinem Tun und Handeln brüsten und den Stolz über das eigene gute Handeln nach außen tragen, aber manchmal eben schon. Und vielleicht handeln wir hier und da ganz einfach mal aus dem reinen Bewusstsein heraus, ohne Hintergedanken, ganz zufällig, ganz sattvig. Es geht also um das Differenzieren im Denken, Fühlen und Handeln. Dieses Differenzieren nennen wir in der Yogalehre viveka, die Unterscheidungsschau. So heißt es weiter in eben diesem Sutra, dass der weise Mensch sich in viveka übt und auf diese Weise das Leid verringert. Welches Leid? Alles das, was uns nicht gut tut, uns krank und unglücklich macht, uns im Griff hat und nicht frei macht. guna-vritti-virodha bildet nicht zufällig einen Parallelismus zu citta-vritti-nirodha, dem ureigensten Sinn des Yoga Praktizierens, des Zur-Ruhe-Bringens der Gedanken aus Sutra I.2. Das regelmäßige, konzentrierte und beherzte Üben des Yoga lehrt uns zu unterscheiden zwischen den Schritten, die uns unserem Selbst, unserer inneren Stimme, dem eigentlichen Sein näher bringen – oder eben nicht. Und dieses rechte Unterscheiden zwischen den schönen und den ungemütlichen Kieselsteinen, zwischen dem vordergründigen und dem bewussten Handeln ist kein Leichtes. Es erfordert Übung – auf der Matte wie im Leben. Diese Übung wollen wir bei manas & prana intensivieren, nämlich in gleich zwei Themenworkshops, die vor der Sommerpause anstehen. Am Samstag, den 28.6.2014 von 10-13 Uhr findet Yoga für Läufer als Themenworkshop außer der Reihe im Studio in Kelkheim-Münster statt. Dann kommt noch der nächste Themenworkshop mit einem energetischen Sommerthema am Samstag, den 12.7.2014 von 10-13 Uhr, lasst euch überraschen! Ich suche noch den wegweisenden Kieselstein …