Übung & Loslösung

Diese Ruhe des Bewusstseins erfolgt durch Übung und Loslösung.
Yoga Sutra I.12

In meinem Alltag als Yogalehrerin erlebe ich immer wieder Interessantes. Keine Sorge, ich plaudere jetzt nicht aus dem Nähkästchen! Vielleicht ist für mich einfach der Moment gekommen, um auf 10 Jahre in diesem für mich so lieben Beruf zurück zu schauen. Was für manche gar kein Beruf ist, hat mich doch schon eine ganze Weile begleitet. Und auch ich habe in dieser Zeit so manche Schülerin von Anfang meiner Berufstätigkeit an begleitet. Oder sagen wir lieber, wir sind dieses Stück Weg gemeinsam gegangen. Denn Yoga ist ja vor allem ein Erfahrungsweg. Erfahrungen kann jeder machen wie er möchte, im Yoga gibt es da Empfehlungen. Da halte ich es wie mein Meister B. K. S. Iyengar und konsultiere bei allen Fragen des Yoga die Schriften des Patanjali. In den sogenannten Yoga Sutras finde ich auch immer Antworten, die mich inspirieren und mir den Weg weisen. Eine wichtige Empfehlung ist mir heute in den Sinn gekommen, da ich zurückschaue auf mittlerweile 20 Jahre Yoga Übungspraxis. Was würde der Blick in die Vergangenheit bringen, wenn ich ihn nicht nutzte, um nach vorne zu schauen? Das denke ich in jeder Übung – für ein gesundes Gleichgewicht braucht es beides, nämlich Übung und Loslösung, abhyasa und vairagya. Manche Schüler wollen nur den kraftvollen Aspekt, die Sonnenenergie, die disziplinierte Arbeit. Andere wiederum hätten gerne nur das Liegen auf der Matte, die Mondenergie und das entspannte Verweilen. Was wir wollen, ist eines, was wir brauchen, etwas ganz anderes. Yoga empfiehlt immer beides. Und auch wenn ich kleiner Mensch manchmal glaube, dass es nur einen Weg gibt, dann weiß ich durch Yoga, dass es mindestens zwei Wege gibt. Erst dann latsche ich nicht nur entlang irgend eines vermeintlichen Yogaweges, sondern wachse und lerne.