Mit Yoga in den Frühling – Kapha aktivierendes Üben

Wie fange ich am besten an?

Es gibt eine Menge über Yoga zu schreiben. Normalerweise fallen mir tausend Dinge ein, die ich unbedingt noch sagen oder schreiben möchte, aber in dem Moment, da ich vor dem Bildschirm sitze und der nächste Beitrag wartet, fällt mir erst einmal nichts ein. Das ist vielleicht ein bißchen wie mit dem Üben von Yoga. Der Tag war lang, du bist müde oder angespannt, es gibt immer noch ganz viel anderes zu tun, aber eigentlich wolltest du doch Yoga üben, aber eigentlich … ja, was eigentlich? In solchen Momenten helfen uns Patanjalis Worte, dass Yoga immer jetzt ist und nicht später, nicht wirklich weiter. Denn wie fange ich das Jetzt an? Die Erfahrung zeigt hingegen – und das wusste auch Patanjali, als er dieses Yoga Sutra I.1 verfasste -, dass der Anfang gewiss ist und dich das Üben über diesen Augenblick des Zögerns hinweg tragen wird. Und siehe da? In meinen Überlegungen, wie ich das Kapha aktivierende Üben schmackhaft anpreisen könnte, kommt mir dieser außerordentlich passende Artikel auf spiegel.de in die Finger bzw. in mein Blickfeld und schon fließen die Worte zur Tastatur. In diesem Artikel spricht Michael Pfingsten, Professor der Psychologie an der Universität Göttingen, über die psychische Komponente des Rückenschmerzes. Dass Rückenschmerzen immer psychische und physische Ursachen haben, ist so manchem Leidenden nicht so leicht zu erklären, schließlich möchte niemand gerne als depressiv oder psycho-somatisch erkrankt stigmatisiert werden, wenn einfach nur der Rücken weh tut. Der Titel bietet einen treffenden Ausblick, worum es hier geht: Durchhalter und Vermeider. Diese Typenbezeichnungen stehen für Strategien im Umgang mit Schmerz, und was ist Schmerz, wenn nicht eine Grenzerfahrung? Jetzt kann sich jeder überlegen, was bin ich denn eigentlich für ein Typ?

Aus yogischer Sicht stimme ich Herrn Pfingsten weitestgehend zu, glaube aber, dass wir als Menschen immer beides sind. In Fragen des Gefühls, allem was uns emotional sehr betrifft und uns von ganzem Herzen wichtig ist, da sind viele Menschen eher Vermeider, wenn es schmerzhaft wird. In anderen Fragen des Lebens können die gleichen Menschen aber Durchhalter sein. Ein Mensch, der einen bestimmten Schmerzpunkt grundsätzlich nicht berührt, ihn meidet, kann das unter Umständen sehr lange durchhalten, bis es zum Äußersten kommt. Wie so oft, sind Kategorisierungen nur eine Stütze, die unserem Verständnis auf die Sprünge hilft und mir in diesem Fall den Weg bereitet zu meinem eigentlichen Thema, der Ankündigung des nächsten Themenworkshops am Samstag, den 1. März 2014 von 10-13 Uhr im manas & prana Studio in Kelkheim-Münster.  Aktivierendes Yoga: Das Element Erde schließt diesen Winter Themenzyklus mit Ayurveda im Yoga ab. Wer möchte schon stundenlang kraftvoll und anstrengend üben, wenn nicht der Kapha (Mensch mit vorherrschendem ayurvedischen dosha des Elements Erde)? Und auch der überlegt sich einige Hindernisse, bis er anfängt mit seinen Yoga Asanas zu üben; so geht es wohl den meisten von uns. Wie kann ich den Anfang machen? Wie kann ich anfangen zu üben – und nicht vermeiden – und wie kann ich durchhalten – und nicht gleich wieder aufhören? Wie kann ich das Trägheitsmoment ablegen und langsam, aber sicher in ein ausgeglichenes, kräftiges, vitales und zuversichtliches Ich schlüpfen, das einfach nur Asanas übt und nichts anderes. Menschen mit einem starken Element Kapha fangen nur langsam an, sind aber dann die eigentlichen Durchhalter, die im beständigen Fluß weiterüben, wenn alle anderen nicht mehr können. Das ist eine aus der Schwäche wachsende  Stärke und darum geht es am Ende immer im Yoga: Ob Vermeider oder Durchhalter, nimm das Positive aus diesen Tendenzen mit und lege los! Nimm die Trägheit mit als Ruhe und Konzentration, übe achtsam und präsent, halte im kraftvollen Üben und wiederhole, wenn du schwach wirst: So wachse als der Mensch, der du bist, und nicht als Nicht-Vermeider oder Nicht-Durchhalter! Das nächste Mal wird es diesen Moment der Überwindung dann vielleicht gar nicht mehr geben.