Zeit der Narren

Diese Übung findet ihr festes Fundament in einer langen Zeit; ohne Unterbrechung, achtsam und fleißig ausgeführt
Yoga Sutra I.14

Mit Blick auf den Kalender sehe ich, dass die Zeit der Narren beginnt. Ganz woanders aufgewachsen, bin ich nicht Fastnacht sozialisiert und halte mich als Beobachter des närrischen Treibens eher im Hintergrund. Bewundernswert ist für mich aber der Ernst bei dem ganzen Spaß – über eine lange Zeit werden verschiedene Rituale der Fastnacht mit Sinn für Tradition sowie Variation und natürlich in der Gemeinschaft kultiviert. Das alles klingt für meine Ohren irgendwie yogisch. Rituale sind nämlich kein unerheblicher Teil des Yoga. Angefangen bei dem wöchentlichen Yogaunterricht in der Gruppe über das Karma Yoga deiner Alltagspflichten bis hin zum tatsächlichen Kriya Yoga – den regelmäßigen Reinigungshandlungen eines ernsthaften Yoga Aspiranten. So wie die Fastnacht ein festliches Ritual ist, darf Yoga ein tägliches Ritual sein. In deinem geschäftigen Alltag findest du wahrscheinlich nicht immer die Zeit zum Ausrollen der Matte, aber bestimmt für ein yogisches Ritual. So kann die Tasse Kaffee am Morgen mehr als nur eine Notwendigkeit sein. Wenn du willst, wird sie ein Moment des Kraftschöpfens. Um aus der Tasse Kaffee ein Ritual zu machen, braucht es Sorgfalt – du stehst rechtzeitig auf, bereitest alles zu und nimmst dir Zeit für das Wahrnehmen. Narren wollen genießen, ein Yogi nimmt wahr. Ob immerwährendes Müssen oder glückbringendes Ritual, der Unterschied liegt in der Bewusstheit des Tuns. Während das eine Energie verbraucht, schenkt das andere Kraft. Im Grunde tun die Narren ja auch nichts anderes – Kraft schöpfen aus ihrem festlichen Ritual, um einen langen dunklen Winter zu überstehen. Mit einem Ritual wird dein Alltag zum Fest.